Unter “Tiller einstellen” wird die Veränderung des Anstellwinkels der Wurfarme an das Griffstück verstanden. Diese Anpassung wird durch ein Verstellen der “Tillerschrauben” am Mittelstück vorgenommen.
Ebenso wird die unterschiedliche Stärke von oberem und unterem Wurfarm als Tiller bezeichnet. Diese wird gegebenenfalls jedoch im Herstellungsprozess angepasst und kann vom Schützen nicht beeinflusst werden.
Inhalt
Warum bei Bögen ein Tiller eingestellt werden muss
Mit Ausnahme von asymmetrischen Bögen, wie dem japanischen Yumi, befindet sich der Bogengriff in der geometrischen Mitte des Bogens. Abhängig von der Höhe der Pfeilauflage, Nockpunkt und der Art wie in die Sehne gegriffen wird, liegen die Zugfinger meist über der Sehnenmitte, respektive dem Pivot-Punkt des Bogens. Daraus resultiert, dass während des Spannvorgangs der obere Wurfarm weiter gespannt wird, als der untere. Diese Unregelmäßigkeit kann ausgeglichen werden, indem der untere Wurfarm einen geringeren Anstellwinkel als der obere Wurfarm erhält. Idealerweise gelangen beim Lösen dann beide Wurfarme gleichzeitig zurück in ihre Endposition.
Tiller einstellen – wie gemessen wird
Um den Tiller zu messen, wird der Checker jeweils an den Wurfarmen, direkt über den Ansätzen des Mittelteils angelegt und im rechten Winkel zur Sehne gemessen. (kürzester Abstand)
Nun wird der Abstand des unteren Wurfarms vom Abstand des oberen Wurfarms abgezogen. Beispielsweise 21,5 minus 21,1 ergibt einen Tiller von 4mm.
Kommt bei dieser Rechnung ein positiver Wert heraus, spricht man von einem positiven Tiller, umgekehrt von einem negativen Tiller. Sind beide Abstände gleich groß, hat man einen Null-Tiller.
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Tiller einstellen – Welcher Wert ist richtig?
Prinzipiell gilt:
- Je höher gegriffen wird, desto größer muss der Tiller sein.
- Wird hingegen näher der Bogenmitte gegriffen, muss der Tiller geringer werden. Eventuell kann hier schon ein Null-Tiller oder gar ein negativer Tiller nötig sein.
Bögen mit festgeschraubten Wurfarmen und Griffstücken ohne Aufnahmen für Anbauten, so wie sie im intuitiven Bereich und häufig mit mediterranem Griffstil geschossen werden, weisen häufig einen Tiller von 6 bis 7 mm auf.
Geben Hersteller von Bögen Empfehlungen für den Tiller ab, liegen diese meist im Bereich zwischen 0 und 9 mm.
Es gibt also keinen pauschal richtigen Wert, sondern der Tiller ist ein Individualparameter, der neben den oben erwähnten Faktoren auch noch von der Formgebung des Bogengriffs, dem von Schützen gewählten Druckpunkt sowie seiner Fingerbreite und der Zuggewichtsverteilung auf die Finger abhängt.
- Als sehr grobe Faustregel kann für den mediterranen Griff ein Tiller von 7 mm und für den 3-unter Griff direkt unter dem Pfeil, ein Tiller von 4 mm versucht werden.
Ein sehr schlecht passender Tiller kann unter Umständen auch als Ungleichmäßigkeit zwischen oberem und unterem Wurfarm während des Spannvorgangs erspürt werden. Um das Verhalten der Wurfarme im Abschuss sichtbar zu machen, kommen Hochgeschwindigkeitsaufnahmen infrage, was heute auch manchmal schon mit günstigeren Kameras möglich ist. Letztlich können verschiedene Tillerstellungen nur ausprobiert und die Trefferbilder beurteilt werden. Das Pfeil-Bogen Setup muss dazu schon genau abgestimmt sein. Ein unpassender Nockpunkt oder eine unpassende Pfeilkonfiguration wirken sich sehr stark auf den Pfeilflug aus, während der Tiller nur wenig Einfluss hat.
Tiller einstellen bei Stringwalking und wechselnden Entfernungen
Wird mit dem Blankbogen auf wechselnde Entfernungen mithilfe von Stringwalking geschossen, ist eine perfekte Tillereinstellung natürlich unmöglich. Die Belastung der Wurfarme wird um so ungleichmäßiger, je größer der Unterschied zwischen den zu schießenden Maximal- und Minimalentfernungen ist und entsprechend abgegriffen werden muss. Ein möglicher Ansatz ist es, hier jenen Tiller zu wählen, der sich für den Abgriff in jenem Distanzbereich, der voraussichtlich am häufigsten zu schießen ist, am besten eignet.
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